Der Ursprung der Shaolin-Kampfkunst wird auf den legendären indischen Mönch Bodhidharma (chin. 菩提達摩) zurückgeführt, der um 523 ins Kloster kam, um dort den Chan-Buddhismus einzuführen.
Er musste angeblich feststellen, dass die dortigen Mönche nicht genug Ausdauer hatten, die viele Stunden dauernden Meditationsübungen durchzuhalten.
Zusammen mit dem Arzt Hua Tuo entwickelte er Wu Qin Xi (chin. 五禽戲) "das Spiel der fünf Tiere", ein Bewegungssystem welches zu den alten Formen des Qi Gong zählt und somit als der Ursprung des Wu Xing Xi (chin. 五形戲) gilt. Die Übungen des "Spiels der fünf Tiere" unterstützen die Funktion der inneren Organe, von denen fünf dem Yin und fünf dem Yang zugeordnet sind.
Anschließend verfasste er zwei Qi Gong Formen, nämlich Yi Jin Jing (chin. 易筋經)"Transformation der Sehnen und Bänder", (verschiedene Atemtechniken zur Verbesserung der Ausdauer) und Xi Sui Jing (chin. 洗髓經)"Waschung des Marks", (zur Entwicklung von Selbstdisziplin und innerer Stärke). Aus diesen Bewegungen entstand dann eine Form, die als Shiba Luohan Shou (chinesisch 十八羅漢手) "die 18 Hände der Arhats" berühmt wurde. Sinn der Übungen war primär, den Körper ausreichend zu stärken.
Bodhidharma soll außerdem das Wu-de* entworfen haben, welches zu Disziplin, Selbstbeherrschung, Bescheidenheit und Achtung vor dem Leben mahnte. Da sich in der Praxis zeigte, dass die so Trainierten auch erfolgreicher bei der Selbstverteidigung waren, begann man die Übungen auszuweiten.
Der Shaolin Tempel ist das einzige Kloster, das Kampfmönche hat. Dies ist auf die Befreiung des Prinzen Li Shimin durch die Shaolin Mönche aus feindlicher Gefangenschaft zurückzuführen. Li Shimin, der später zum Kaiser gekrönt wurde und als der beste Herrscher Chinas bis heute beliebt ist, verlieh den Mönchen von Shaolin große Ehren. Aus Dankbarkeit gab er dem Kloster die Sondergenehmigung, dass im Kloster ab diesem Zeitpunkt auch ganz offiziell Kampfmönche leben durften. So entwickelte sich das Kloster in der ersten Zeit der Tang-Dynastie (618-714) zu einer buddhistischen Hochburg in China. Es hatte mehr als 5.000 Hallen und über 2.000 Mönche. Damit wurde das Kloster zum Ausgangspunkt für die Verbreitung des Chan-Buddhismus in ganz China und Ostasien.
In der Yuan-Dynastie (1271-1368) wurden gar alle buddhistischen Tempel des Landes vom Kaiser unter die Führung des Abtes des Shaolin Klosters gebracht. Auch in der folgenden Ming-Dynastie (1368 -1644) erlebte die Shaolin Kultur, die aus Buddhismus, Shaolin Kung Fu und Heilmedizin besteht, einen enormen Aufschwung.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde das Kloster mehrfach zerstört und verbrannt - das letzte Mal im Jahre 1928. Jedes Mal gelang es den Mönchen, den Tempel wieder aufzubauen und an den alten Ruhm anzuknüpfen.
*Wu De - Die Ethik in den traditionellen chinesischen Kampfkünsten
die 5 Tugenden des Geistes: |
die 5 Tugenden der Handlung: |
- Wille (Yi Zhi)
- Ausdauer (Ren Nai)
- Beharrlichkeit (Yi Li)
- Geduld (Heng Xin)
- Mut (Yong Gan)
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- Demut (Qian Wu)
- Achtung (Zun Jing)
- Vertrauen (Xin Ying)
- Loyalität (Zhong Cheng)
- Rechtschaffenheit (Zheng Yi)
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